Salonfunk

Liebe Kundinnen, liebe Kunden,

fragen Sie sich angesichts der politischen Diskussion manchmal auch, was gelungene Integration ist? Und ob sie überhaupt gelingen kann? Ob jemand, der aus einem völlig anderen Land, einem völlig anderen Leben zu uns kommt, sich hier wohl und heimisch fühlen kann? Wir haben eine Antwort auf diese Fragen. Sie heißt: Malam.

Malam ist 25 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Guinea-Bissau. Das Land liegt in West-Afrika, direkt am Atlantik und war bis 1973 portugiesische Kolonie. Zwei Millionen Menschen leben dort, die viele verschiedene Sprachen sprechen. Malams Muttersprache heißt Mandinco. Als 13jähriger Junge hat er seine Heimat verlassen, ist vier Jahre unterwegs gewesen und letztendlich in Deutschland angekommen. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte er noch nie ein deutsches Wort gehört.

Heute spricht Malam deutsch in B1-Niveau. Er hat mittlerweile einen Gesellenbrief als Friseur und viele von Ihnen zählen zu seinen Stammkunden. Sie wissen, wie zuverlässig er ist, wie gut er arbeitet – sei es beim Auftragen der Farbe, beim Schneiden oder Stylen. Er ist schnell, exakt, immer freundlich und lernt ungeheuer fix.

Malam ist unser Beispiel für gelungene Integration. Und, liebe Kundinnen und Kunden, das ist auch Ihr Verdienst. Sie haben Malam die Möglichkeit gegeben, sich hier in Deutschland zurechtzufinden, zu arbeiten, sich ein Leben aufzubauen. Sie vertrauen ihm Ihre Haare, Ihre Frisur, Ihren Style an und er beweist Ihnen jedes Mal, dass er Ihr Vertrauen verdient hat. Anfängliche Ressentiments wegen seiner dunklen Haut oder die Frage, ob er das alles auch wirklich kann, haben sich erübrigt. Malam ist dank Ihnen und unserer Mitarbeiter ein fester Bestandteil unseres Salons geworden.

Seine Reise hierher war eine Odysee und obwohl er seit sieben Jahren in Deutschland ist, fühlt er sich noch immer nicht richtig sicher. Er hat keinen Status, muss alle zwei Jahre seine Aufenthaltsgenehmigung erneuern. Ständig begleitet ihn die Angst, abgeschoben zu werden. Kürzlich war er zu Besuch in seiner Heimat. Es war schön, sagt er. Aber dort leben? Nein. Schon gar nicht nachdem beide Eltern tot sind.

Malams Mutter ist bereits vor zwölf Jahren gestorben. Da hat ihn sein Vater ins Nachbarland, den Senegal, geschickt, zu einem Freund. Zwölf Stunden oder mehr am Tag hat der 13-Jährige dort in einer Näherei gearbeitet. Lediglich freitags hatte er frei. Lohn? Gab es sporadisch, hin und wieder hat der Chef was springen lassen. Aber Malam hat nähen gelernt. Für manche Kundin unseres Salons hat er schon Umhänge bestickt.
Vom Senegal ging es nach Libyen in eine Koranschule. Ein Freund aus der Näherei hatte ihn mitgenommen. „Es war nicht meine Entscheidung", sagt Malam. Wie auch, er war 14 Jahre alt. Aus der Koranschule mussten sie nach einem Jahr fliehen, weil sich die politische Lage in Libyen verändert hat. Von der Schule organisiert, kam Malam auf ein großes Schiff, das nach Italien fuhr. Sechs Tage waren sie unterwegs - ohne Geld und ohne das Wissen, was auf der anderen Seite des Meeres auf sie wartet. Von Sizilien ging es in die Abruzzen, dann nach Konstanz, von dort nach Stuttgart und Kornwestheim. Dort hat Malam endlich Ruhe gefunden. Eine Lehrerin stellte den Kontakt zu unserem Salon her und Malam kam als Praktikant zu uns.

Auf seiner Reise sei ihm persönlich nichts Schlimmes passiert, sagt Malam. Aber er hat viel gesehen und gehört. Dinge, die er nicht vergessen kann und die ihm das Gefühl geben, ganz allein auf der Welt zu sein. Wenn er all das vorher gewusst hätte, sagt er, wäre er nicht von zuhause weggegangen.

Wir sind froh, dass er bei uns ist

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Alexander Ljaschko

 

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